Knast und Psychiatrie sind die letzten Stationen in einer
Kette sozialer Kontrolle. Für uns ist der Kampf gegen Knäste und Psychiatrie
von daher immer verbunden mit einem Kampf gegen eine Gesellschaft, durch den
Staat und seine Organe organisiert und repräsentiert, die /der immer mehr durch
Gesetze, Erlasse, Vorschriften in die Freiheit der einzelnen eingreift, sie zu
reglementieren versucht, zu bestrafen.
Die Strafe ist selbstverständlich geworden in dieser
Gesellschaft, wo durch ihren Warencharakter – alles hat seinen Preis, kann
gekauft und verkauft werden – Normverletzungen, nicht entsprechendes Verhalten „bezahlt“
werden muß
Diese Strafen sind in einem fein abgestimmten Verhältnis
aufgebaut, die ihre jeweilige Wirkung besonders dadurch erhalten, daß es nach
ihnen immer was härteres gibt.
Die „Geldstrafe“ hat für den strafenden Staat bzw. ihre
Justiz nur Sinn, da dahinter die Freiheitsstrafe lauert. Von daher ist es
sinnvoller, hier und generell von einer „Ersatzfreiheitsstrafe“ (statt
Geldstrafe) zu sprechen.
Diese Ersatzfreiheitsstrafe hat sich zu eine der
Hauptstrafarten entwickelt, Expert*innen gehen davon aus, daß sich übers Jahr
verteilt ( wenn wir 2-3 Monate pro Strafe zugrunde legen) 40 000 Menschen ihre
Geldstrafen nicht bezahlen können/wollen und deshalb im Knast sind.
Sehr selten sind dies linke Aktivist*innen. Wird eine (r) von
ihnen zu so einer Ersatzfreiheitsstrafe verurteilt, greift in der Regel die
sogenannte Soliarbeit („Saufen für die Freiheit von…)“, in der es darum geht,
die entsprechende Geldsumme zu sammeln.
Selbstredend sind wir gegen Knäste. Wir achten auf
Manifestationen und Aktionen darauf, daß keine von uns festgenommen und inhaftiert
wird. Wenn es möglich ist, versuchen wir meist schon vor Ort, die Gefangenen zu
befreien. Wir solidarisieren uns und unterstützen die, die vor Polizei und
Justiz flüchten müssen, weil ihnen sonst langjährige Haft, Folter u.ä. droht ---
aber dies hat alles nichts mit einer Ersatzfreiheitstrafe resp. deren
Anerkennung zu tun, wo in der Regel von 20-50 Tagessätzen ausgegangen wird.
Hier sind es nämlich mehr und mehr Linke, auch aus
sogenannten sozialrevolutionären Bewegungen, die sich der Repression der
Ersatzfreiheitsstrafe beugen. Und akzeptieren damit das System der Bestrafung,
unterstützen und festigen es.
Denn mit der Anerkennung werden die anerkannt, die dieses
System vorgeben, sprechen ihnen die Sanktionsgewalt zu. Die Funktion der Gefängnisse,
eben noch in schönen Webseiten und nett layouteten Flugblättern hinterfragt,
wird gleichzeitig von denselben verstärkt.
Denn für den Staat ist es billiger, eine
Ersatzfreiheitsstrafe zu verhängen und bezahlen zu lassen. Die Einkerkerung ist
viel kostenintensiver. Des weiteren fliesst ein erheblicher Teil in die Kosten
von Polizei und Justiz, die sich also dafür von denen bezahlen lassen, die sie
verurteilen.
(Hier wird gerade vom Solibeitrag ein neues Gitter eingefasst)
Ja, ein weiterer Teil mag an sogen. „soziale Einrichtungen“ gehen
( wobei in der Regel das Gericht festlegt, an welche). Damit spart der Staat
natürlich auch Geld, was er dann wieder – oh Graus – bei seinen eigentlichen
Aufgaben einsetzen kann (Ausbau der Repressionsorgane etc.).
Es mag sein, daß es verschiedene, individuelle Gründe dafür
gibt, die eigenen Henker noch zu bezahlen. Aber in der Regel kommen die, die
nicht zahlen können oder wollen, in den so genannten „offenen Vollzug“, wo sie
tagsüber rauskommen (um ihre Lohnarbeit, ja, auch ihr Studium fortsetzen können,
ihre Buchprojekte kontrollieren und weiterhin auch in manchen Talkshows
auftreten können) und abends/nachts erst wieder in die Zelle – auch das
Wochenende ist in der Regel im „offenen Vollzug“ frei.
So wenig wie wir diese verschiedenen Gründe den einzelnen
Person absprechen wollen und können, so wenig können sie aber auch eine
Solidarität erwarten, wenn es dabei um die „Wichtigkeit ihrer Person“ , des „ich
werde draussen gebraucht“geht – denn irgendwann werden sie sich zwischen ihrer
eigenen „Bedeutung“ und den anderen „weniger wichtigen“ Personen entscheiden „müssen“
— und da wird die „Denunziation“ das mindeste sein, was uns von ihnen droht.
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(Sehr interessante Diskussion zum Thema:) http://akpradio.podspot.de/files/dresdenende.mp3
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